Kirchenfrühstück – „Nahrung“ für Leib, Seele und Geist

23. Oktober 2014, hjr

„Kirchenfrühstück“ heißt das neue und ganz besondere Angebot der Kirchengemeinde St. Peter-Ording und Tating seit März des Jahres. Es richtet sich vorwiegend an Einheimische und findet einmal im Monat an einem Donnerstag von 9:00 bis 11:00 Uhr im Ev. Gemeindehaus Olsdorfer Straße 19 (am Marktplatz) statt. Es gibt nicht nur etwas Kulinarisches zur Stärkung für den Tag, es gibt dazu Gemeinschaft sowie Information über Gestern und Heute aus dem Orts- und Tagesgeschehen und das Gespräch miteinander darüber.

 

Den Anstoß dazu erhielt Diakonin Andrea Streubier von ihren Eltern Christa und Kurt Streubier, die seit zwei Jahren in St. Peter-Ording wohnen. Für das Vorbereitungsteam konnte sie außer ihnen Anke Willecke gewinnen, die in Ording aufgewachsen ist. Die Frühstücksrunde ist inzwischen von zuerst 26 auf bis zu 40 Teilnehmern angewachsen und hat sich etabliert. In vier Tischgruppen wird gemeinsam gefrühstückt. Es gibt Gewohntes, aber zusätzlich, was man selber besonders als alleinstehend so nicht auf dem Tisch hat, wie z.B. mal verschiedene Sorten Fisch oder auch Käse, und das alles auch noch schön angerichtet. Dafür ist ein kleiner Kostenbeitrag zu entrichten. Klöhnschnack gibt es umsonst. Gertrud Jöns, 1951 aus Büsum nach St. Peter Ording gekommen, erläuterte, warum sie wie ihre Tischnachbarn dieses Angebot im Gemeindehaus einfach gut finden: „Es macht uns Freude, gemeinsam am Tisch zu sitzen und zu frühstücken. Es gibt immer etwas zu erzählen, und außerdem haben wir ein Thema. Jeder kann dazu etwas sagen und seine Gedanken einbringen.“ Tische und Stühle mussten noch dazu gestellt werden, damit die dieses Mal 50 Gäste alle Platz finden konnten. Manche waren bisher noch nie dabei gewesen, die meisten aber kannten sich schon und hatten sich auf dieses Zusammensein besonders gefreut wie Margarete Hedtke: „Das tut gut, wir sitzen zusammen und man lernt sich kennen.“

Zurzeit ist der Ort Gesprächsthema. Im September ging es um das alte St. Peter. In diesem Monat war Claus Heitmann geladener Gast. Als Ortskenner der AG Ortschronik informierte er unter der Überschrift „Vom Armenhaus zur Tourismushochburg“. Er spannte dazu einen Bogen über 500 Jahre. Erst nach der Reformation war die Gemeinde zuständig für die Armen. Vorher waren diese auf Almosen angewiesen. St. Peter war in Eiderstedt das „Armenhaus“. Der reichste war der Lehnsmann, der musste für die Armen zahlen, die dadurch aber von ihm abhängig waren. In Eiderstedt arm zu sein, war deswegen besonders schlimm.
Mehr als die Hälfte der Menschen war im Mittelalter unterwegs. Sie hatten keine Heimat und mussten sich durchschlagen. Heimat hatte für die Menschen einen hohen Wert.
Seitens der dänischen Herrschaft wurden von 1721 an sehr viele Verordnungen gegen Armut erlassen wie Verbot des Bettelns, Armensteuer der Besitzenden, Heimatrecht, Gesindeordnung und Armenverordnung. Armenhäuser wurden gebaut. Man nannte sie auch Werkhäuser. In ihnen sollten die Kinder zu handwerklichen Fähigkeiten herangeführt werden.
Erst als Schleswig-Holstein 1867 preußische Provinz geworden war, führten staatliche Regelungen zu einem Ende der Abhängigkeit.
Ab 1781 gab es geregelte Quellen für die Versorgung der Armen. Das waren u.a. die Armenzinsen, die zweimal im Jahr von den Besitzenden zu leisten waren, die Gelder aus dem Armenblock und aus dem Klingelbeutel. Das reichte aber nicht, so dass weitere Mittel abzuführen waren. Erst als das Badewesen entstand, verbesserte sich die Situation besonders für Ording. Die Nordsee ist nicht mehr nur Mordsee. Die existierenden Verbindungen nach Hamburg führten während der Cholera 1892 zur Unterbringung von Kindern, Kinderheime entstanden, Naturheilkunde und Klimatherapie fanden in der Nordsee-Kuranstalt „Goldene Schlüssel“ vereinigt Anwendung. Heute ist St. Peter-Ording ein bedeutender Tourismusstandort. Damit sind neue Herausforderungen verbunden. Das „moderne St. Peter“ wird aber erst im Mai Gesprächsgegenstand sein.

Andrea Streubier dankte Claus Heitmann für seinen lebendigen Vortrag und ihrem Vorbereitungsteam für alle Unterstützung. Anke Willecke hatte zu Beginn mit einem Gedicht von Ringelnatz zum Frühstück aufgemuntert und zum Abschluss aufgefordert, zur eigenen Freude bunte Herbstblätter zu sammeln. Sie lagen als bunter Schmuck mit Kastanien auf den Tischen. Christine Pfohlmann aus Hamburg und Carina Ambos aus Oldenburg hatten mit ihr und Kurt Streubier alles – von den Platten, dem Buffet bis zum Eindecken der Tische – seit 7:00 Uhr mit vorbereitet.

Das nächste Kirchenfrühstück ist am 20. November, wieder an einem Donnerstag von 9:00 bis 11:00 Uhr. Dann geht es mit den Augen ins Blumenparadies auf Madeira. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.