Zweites geglücktes Theaterprojekt des JuZe St. Peter-Ording
„Ja, wir sind zurück und alle Erinnerungen sind wieder da!“ So begrüßte Henrik Kloth das Publikum im Theatersaal des Ev. Jugenderholungsdorfes anlässlich der Premiere seines zweiten Musicals „Le conte de Jean“. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatte man mit „Dr. Glock“ drei Tage höchst erfolgreiches Theater geboten. So war die Messlatte hoch.

Hinter dem Vorhang Aufgeregtheit, im Saal gespannte Aufmerksamkeit – das Spiel von Jean’s Märchen beginnt nach musikalischem Auftakt und einem Zitatendiskurs über die Liebe, auch aus der Bibel. Danach fühlen sich die Zuschauer mit dem hervorragend arrangierten Bühnenbild hineinversetzt in die Märchenwelt von Wilhelm Hauff und der Brüder Grimm. In der Schlossküche brodelt in der Mitte der Suppentopf, Kartoffeln werden geschält, im Hintergrund wird gefegt, und der Küchenjunge Jean hat mit dem Abwasch zu tun. Küchenmeister Ralphes ist in seinem Element und schilt mit seinen Untergebenen. Besonders Jean ist Objekt seines Zornes. Hatte der sich doch verspätet. Er hatte Prinzessin Beatrice gesehen und sich unsterblich in sie verliebt. Nun träumt er seinen Traum und teilt ihn seinem Freund Luc mit, der ihn aber unsanft mit den Realitäten des Lebens konfrontiert: „Vergiss nicht, wer du bist! Hör auf zu träumen!“ Natürlich will Jean seinen Traum leben. Er will nicht, dass sein Traum einfach so aus der Welt verschwindet.

Damit ist das Stück in der Gegenwart der Jugendlichen angekommen. Träume wollen verwirklicht, Widerstände müssen überwunden werden.- Das Spiel nimmt seinen Lauf. Es geht um Liebe, um Macht und Manipulation, Lügen und Intrige. Klischees werden bedient. Es gibt Tote. Luc wird für Jean sterben, der Berater Boudin und zugleich Bruder von König Ludger bringt sich mit dem eigens gemixten Gifttrank um. Das Gute kämpft gegen das Böse, der Barde streitet mit seinen Künsten gegen die Infamität des Narren, der sich wegen seiner Gier nach Macht verkauft hat. Doch letztlich obsiegen die Kraft des Guten und die Liebe. Wie sollte es anders sein.

Wie das aber auf die Bühne gebracht wird, das ist Theater der besten Art. Da gibt es Songs im Sound von Pop bis Heavy Metal, vorgetragen von excellenten Solisten, hervorragend einstudierte Tanzeinlagen von höfisch bis Rock, Musik von gefühlvoll leise bis lautstark rhythmisch, bezaubernde Bühnenbilder und wunderschöne Kostüme. Es ist alles in sich stimmig. Musikeinlagen werden schauspielerisch gekonnt in den Hauptrollen und in den vielen kleinen Nebenrollen begleitet und mimisch mit Inhalt verdeutlicht. Und bis zum Ende bleibt es spannend.

Fast vierzig Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13 bis 24 Jahren haben aus eigenem Antrieb erneut gezeigt, welche Talente in jungen Menschen stecken. Henrik Kloth hat mit seinem Stück den Handlungsstrang mit den Songs und den Dialogen geliefert. Umgesetzt haben es aber alle in einer großartigen Gemeinschaftsleistung: Schauspieler, Musiker, Sänger, Tänzer. Dazu kommen der professionelle Einsatz von Technik mit Spots, Mischpult und Headsets, das Einwerben von Finanzmitteln, die Öffentlichkeitsarbeit und das Catering.
Nicht zuletzt haben die Begeisterung der Jugendlichen für das Theaterspiel zu diesem großartigen Erfolg beigetragen. Davor gab es aber auch für sie zehn Monate voller Arbeit: Die jeweiligen Bühnenbilder mussten erstellt, Kostüme entworfen und genäht, Choreographien einstudiert, Spiel und Gesang geübt und verbessert werden.

Mit viel Zwischenapplaus und großem Schlussbeifall dankte das Publikum von Jung bis Alt nach dem über zweistündigen Spektakel. Die Messlatte war hoch. Sie wurde höchst erfolgreich im Team übersprungen. Das Jugendzentrum hat mit seinen aktiven Jugendlichen hohe Anerkennung für diese Art von Jugendarbeit und eine zweite Goldmedaille verdient.

Hans Jörg Rickert, 11. Juni 2012