Landschaftspflegerische Arbeiten zur Erhaltung von Heide und Moor
01.Mai 2014, hjr

Die Binnendünen hinter dem Deich zwischen dem Dorf und Böhl sehen jetzt aus wie eine Kraterlandschaft mit braunen und grauen Flecken, nur seitlich an den Rändern im Hintergrund blühende Traubenkirschen und grünende Birken, vereinzelt auch Kiefern. Der Leuchtturm ist in der Ferne zu sehen. Man hat freien Blick in Richtung „Stilles Dorf“. Die Reetdächer der Wohnhausbauten sind deutlich erkennbar. Seeblick hat man von dort. Das war lange nicht möglich und freut die Eigentümer.

Ab Juli bis in den September hinein aber wird sich dieses Gelände in einen in Heiderot leuchtenden Landschaftsabschnitt verwandelt haben, der wieder richtig ins Auge fällt, und eine Deichwanderung vom Südstrand nach Böhl und zurück zu einem Erlebnis werden lässt. Das jedenfalls erhoffen sich diejenigen, die dazu beigetragen haben, diese Dünenbereiche zu entkusseln.

Als Kussel wird der aufkommende Gehölznachwuchs auf Heide- und Moorflächen bezeichnet. Er besteht hier in den Binnendeichsdünen aus Pionierbaumarten wie Birke, Traubenkirsche und auch Küstenkiefern. Der Boden wird durch sie verschattet und durch das vermehrt nachwachsende Baumgrün wird ihm Wasser entzogen. Heide und Moor verschwinden.

Dem wird mit der Beseitigung der jungen Gehölze entgegen gewirkt. Diese mit Entkusseln bezeichnete Maßnahme dient der Landschaftspflege. Beweidung und kontrollierter Brand wirken dazu ergänzend. So wird die weitere Entwicklung zu Wäldern verhindert. Die Heideflächen werden offen gehalten und der übermäßigen Verdunstung in entwässerten Mooren wird vorgebeugt. Biotypische Pflanzen- und Tiergesellschaften bleiben erhalten bzw. können sich wieder entwickeln.

Der Naturfreund und auch Gemeindevertreter Hans Burmeister aus St. Peter-Ording war beim Recherchieren im Internet über den Bericht „Besonderheiten der Dünenlandschaft binnendeichs in St. Peter-Ording“ von Dr. Katrin Rohman von der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Kiel auf das Dünengebiet aufmerksam geworden. Er fand schade, dass hier bisher nur wenig geschehen war.

Besitzer des Geländes ist der Deich- und Hauptsielverband Eiderstedt. Dieser hat in seiner Satzung die „Pflege des ca. 245 ha großen verbandseigenen Wald- und Dünengeländes in St. Peter-Ording“ festgeschrieben. So wandte Burmeister sich 2011 erst an den DHSV sowie in der Folge an die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis Nordfriesland. Dort fand er Ansprechpartner, die sein Anliegen bis heute unterstützen. Der Stein kam ins Rollen.

Solche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen geschützter Biotope und Gebiete erfolgen auf der Basis des § 27 des LNatSchG (Landesnaturschutzgesetz) und werden durch das Land Schleswig-Holstein finanziert. - Sie obliegen nicht den Grundstückseigentümern. - Es gab einen Ortstermin und in großer Einvernehmlichkeit zwischen allen Beteiligten von Land, Kreis und DHSV erfolgte dann die Abstimmung des Vorgehens. 13.000 € stellte das Land zunächst insgesamt bereit. Der Anfang der Arbeiten wurde vom DHSV im Frühjahr 2013 gemacht, dann im März 2014 fortgesetzt und beendet. Hans Burmeister freut sich: „ Plötzlich kann man vom Weg wieder in die Fläche sehen. Davon profitiert unser Ort. Er lebt ja nicht nur davon, dass er 12 km Strand und Wasser hat, sondern auch von der Landschaft.“ Diese Art landschaftspflegerischer Maßnahmen hat man nun aufgrund seines Engagements auch zukünftig im Blick.

Es gibt jedoch auch andere Meinungen. Jochen Rother, Vorsitzender des Umweltausschusses, hält von dieser Art Maßnahme nur wenig. „Wir können doch nicht alle drei Jahre entkussseln! Dann müsste schon wie in der Lüneburger Heide mit Einsatz von Heidschnucken und ergänzenden pflegerischen Arbeiten wie Abbrennen auch nachhaltig diese Dünenlandschaft gepflegt werden.“ Für Christian Heldt, Leiter des Bauhofes, waren die Entkusselungsmaßnahmen dieses Jahr vor allem fehlplatziert. Es wäre hier zu dem Zeitpunkt wegen der Priorität sinnvoller gewesen, weitere Sturmschäden zu beseitigen. Diese Arbeiten stehen noch aus und werden aus Gründen des Naturschutzes nun erst später im Jahr wieder aufgenommen. Nach Auffassung des Umweltausschusses soll die Entkusselung weiter gemeinschaftlich mit dem DHSV erledigt werden.