„Abi geschafft – Schulzeit vorbei – Die Welt steht uns offen“
Humorvolle Abschlussfeier mit Niveau an der Nordseeschule St. Peter-Ording

27 Abiturientinnen und Abiturienten konnte Oberstudiendirektor Matthias Ramm außer vielen Gästen neben anwesenden Abiturienten des Jahrganges 1961 begrüßen. Dank und Anerkennung wurde von allen Seiten deutlich in den ideenreich und witzig vorgebrachten Reden. Unter Leitung von Christine Melzer begleitete der Mittel- und Oberstufenchor in gewohnter Qualität die Abschlussfeier, an der sich wie an der Nordseeschule üblich auch wieder Abiturienten als Solisten mit hervorragenden musikalischen Beiträgen einbrachten. Für seine jahrelange wichtige Unterstützung der Technik und am Mischpult wurde Uwe Jahn herzlich applaudiert.

Schulleiter Matthias Ramm erinnerte in seiner Begrüßung an das doch schwierige Abiturkorridorthema zu Kafkas Roman „Der Prozess“ – bei der Interpretation von Kafka-Texten lerne man meistens mehr über den Interpretierenden als über Kafka – und erntete u.a. auch dafür Heiterkeit, brachte die Nordseeschule als Europaschule und Schule für Eiderstedt ins Gedächtnis und wünschte den Abiturienten „Motivation aus sich heraus“ und für das weitere Lernen „Fehlertoleranz“. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt seien gut, mit dem Abitur als Eintrittskarte stünden ihnen sehr viele Wege offen.

Für den Schulelternbeirat gratulierten Ruth Thomas und Sabine Spiegel, lenkten den Blick zurück auf die „wilden Anfangsjahre“ nach der Grundschulzeit und freuten sich, „dass auch die Lehrkräfte durchgehalten haben“.

Rainer Balsmeier wollte als Schulverbandsvorsteher nicht darauf eingehen, wie „lieb und teuer“ ihm die Schule wäre, entschuldigte sich vielmehr bei den Schulabgängern, denn sie hätten ja von den baulichen Veränderungen „am wenigsten gehabt, höchstens Beeinträchtigungen“. Das Studium der Abizeitung habe ihm Freude gemacht. Das Reifezeugnis als Papier von Wert sei ein Befähigungsnachweis, mache aus seinem Besitzer aber keinen anderen Menschen. Wie es mit den einzelnen weiter ginge, da habe er nur 11 konkrete Angaben gefunden. Die Aussage, „einen Beruf finden, der Spaß macht“, sei zunächst wenig erbaulich, doch stünde das über allem, „Erfolg kommt dann automatisch“. So mögen sie „mit Lust in die Zukunft blicken und nicht über die Gegenwart jammern“.

Der gestrige Blick vom Böhler Leuchtturm in das Vorland hätten ihn zu seiner Rede inspiriert, so der „Goldene Abiturient“ Ronald Schwarz aus Hamburg. Er erzählte die Geschichte von den Blinden und dem Elefanten, für den einen ein großer Lappen wegen des Ohres, für den zweiten ein Rohr wegen des Rüssels und für den dritten eine Säule wegen des Beines – das sei alles richtig und doch falsch. Nach dem Motto „Komm Abi – wir geh’n“ sei auf dem Wege „Sehen besser als Lesen“. Viele fast unlösbare Aufgaben stünden vor ihnen, dabei können andere helfen. „Verlässliche und wahrhaftige Kontakte sind die in der Schulzeit geknüpften“ – so seine Erfahrung. Und damit überbrachte er dann auch die Grüße des Ehemaligenvereins.

Nach „One“ (U 2), super vorgetragen von Ann-Christin Groninga begleitet von Marc-Christoph Dittmer am Flügel, ergriff Rebecca Aßmann für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler das Wort. Mit der Begrüßung „Liebe Leute“ richtete sie an alle zugleich die Warnung, dass in ihrer Rede Widersprüche seien, was aber die breite Meinungsvielfalt verdeutliche. In diesem ersten Jahrgang der Profiloberstufe blieb das Klassensystem ja erstmals wieder bestehen, so dass die Kommunikation zwischen den Klassen nicht so leicht gewesen sei, das vielleicht auch ein Grund für die „langwierige Mottosuche“. „Das Abi geschafft, die Schulzeit vorbei, die Welt offen“. Sie hätten vieles gelernt, wüssten, dass „eins und eins zwei sind, wenn nicht Null, kennten die Schrödinger-Gleichung und hätten sich mit Kunstinstallationen auseinander gesetzt.- Einige von ihnen seien dreizehn Jahre zusammen in einer Klasse gewesen. Ihr Dank ging an Dr. Thomas Pickhardt, der sie mit viel Elan und Geduld, aber einmal auch mit Hinweis auf die Hilfe durch das Internet, durch die vielfältigen Regelungen der Profiloberstufe begleitet habe. Katharina Siemens dankte Monika Hoffmann für alle erdenkliche Unterstützung im Schulalltag, Janina Spiegel für die 13b Bernd Reppmann für „die Kennenlernfahrt nach London und die Schottlandfahrt“ und Mareike Schacht für die 13a Dr. Jürgen Neumann für „Fakten und Infos“.

Ariane Jahn setzte mit „At Last“ (E. James) in ihrem ausdrucksstarken Gesang, begleitet von Björn Eichhorn (12. Jahrgang) einen weiteren Höhepunkt. Dann konnte Dr. Jürgen Neumann als Klassenlehrer der 13a (Naturwissenschaftliches Profil) das Mikro ergreifen – das sei allerdings für ihn ungewohnt. Drei Jahre Profiloberstufe, das hätte schon Energie gekostet. Da sei auch Aktivierungsenergie vonnöten gewesen. Und schon war er bei einem naturwissenschaftlichen Experiment. Im Rundkolben wurde eine explosive Mischung erhitzt. Der aufgepfropfte Luftballon nahm Form an, die Reagenzien reagierten in einer herrlichen Funkenreaktion, und es knallte: Der Ballon war geplatzt. Aus dem Computerlogbuch des Weltraumschiffes 13a folgte im Anschluss sein Bericht über die Sternzeiten 2008 bis 2011, natürlich angereichert mit Infos und wissenschaftlichen Fakten.
Bernd Reppmann hatte in seiner Rede für die 13b (Sprachliches Profil) den „Weg zwischen Anspruch und Realität“ zu suchen versucht, verzichtete aber lieber auf den Vortrag und teilte mit, wo sie zu finden sei: www.reppmann.de und ging; er kehrte aber doch wieder ans Rednerpult zurück, weil ja vielleicht nicht jeder die Möglichkeit hätte!- Live ging er dann vielschichtig auf die Bedeutungen des Wortes Glück mit im Englischen „luck“, „fortune“, „happiness“ ein und endete ganz einfach mit „Machts gut, viel Glück – ich danke Euch“.

Mit dem Gospel „Open up my Heart“ setzte der Chor den Schlusspunkt nach den Reden. Den entscheidenden Teil der Feierstunde mit Überreichung der Abiturzeugnisse nahm Oberstufenleiter Dr. Thomas Pickhardt vor. Levke Christian erhielt mit 1,2 Notendurchschnitt das beste Zeugnis als Letzte.

Nach „California Dreamin’ “ zum Beginn endete die ausgesprochen harmonische Abschlussfeier wie in all den Jahren zuvor mit dem “Irischen Segensspruch“. Herzlicher Applaus folgte. Die Welt stehe den Abiturienten wirklich offen!

Hans Jörg Rickert, 19. Juni 2011