Drei Monate als Freiwilliger (volunteer) auf Zanzibar
Claus Heitmann

Von Juni bis September habe ich in einer Schule in Iambiani/Zansibar Sprachen unterrichtet. Die Schule, das JTTI (Iambiani Tourist Training Institut) liegt im Süden der Gewürzinsel Zanzibar an der Ostküste Afrikas. Diese Einrichtung will die “localpeople” befähigen, den Tourismus ihrer Küste selber in die Hand zu nehmen. Sie wird unterstützt von VSO, einer kanadischen Organisation für Auslandshilfe. In jedem Jahr werden 12 Schüler nach ausreichenden Englischkenntnissen ausgewählt und erhalten eine Ausbildung in allen Arbeiten, die in einem Hotel anfallen. So gab es neben dem Unterricht in Sprachen und im Hotelfach auch Kochkurse in der Küche und Ausbildung am PC und im Gebrauch des Internet. Alle Lehrer arbeiten dort ehrenamtlich.

Mein Aufenthalt war nötig, da die Leiter der Schule ihren Jahresurlaub machten und zwei Frauen als Stellvertreterinnen blieben, meine Tochter und eine Praktikantin. Eine Schule ohne Mann ist im Islam nicht tragbar, d.h. nicht geschützt, da die Frauen als nicht vollwertig angesehen werden. Man brauchte also einen Mann im Hause, einen „Mzee“ = einen Alten, der den psychologischen Respekt nach außen darstellte. Ich war eine Art Quotenmann. Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, habe ich Sprachkurse angeboten: Spanisch, Französisch und Deutsch. Die Unterrichtssprache war englisch. (Da konnte man schon mal durcheinander kommen.) Leider fielen die Kurse in die Zeit des Ramadan, in der die Schüler müde waren, da sie morgens vor 5 Uhr aßen und dann erst wieder abends nach 7 Uhr. Freitags, am Sonntag des Islam, verabschiedeten sie sich zum Beten. Die Insel Zanzibar ist noch fest in islamischer Hand und die Religion bestimmt das Leben.

 
 

Iambiani liegt im Süden von Zanzibar und hat noch den Charakter eines Fischerdorfes. Die Häuser sind aus Korallsteinen und haben Makutidächer (eine Art Stroh). Die ersten Häuser haben Wellblechdächer. Auch hier verändert die Wirtschaft die Tradition. Die Gebäude haben keine Fensterscheiben, sondern nur Gitter, so dass man immer draußen ist. Man sitzt vor dem Haus oder auf Versammlungsplätzen. Reden ist das Hauptvergnügen, denn Wein und Bier sind im Islam nicht erlaubt. Der Ort erinnert an St. Peter von vor 100 Jahren, allerdings statt einer Kirche gibt es dort 18 Moscheen und morgens um 4 Uhr 45 beginnt der erste Muezzin zum Gebet zu rufen, insgesamt fünfmal am Tag.

Zanzibar ist ein Ferienparadies: immer 28- 30 Grad, 24 Grad die Wassertemperatur, herrlicher Strand, bester lauer bis starker Wind aus derselben Richtung für das Kitesurfen und immer Sonnenaufgang um 6 Uhr 33. Dhowboote ziehen zum Riff, Frauen pflegen die Algenfarmen im Wasser und Kinder basteln kleine Segelboote aus den Flip flops und die Männer, meist fishermen, sitzen im Schatten und warten auf die Flut oder die Ebbe.

Aber das Paradies hat Fehler: die Küste ist in der Hand von Ausländern, die sich dort als Aussteiger, Gewinnler oder Alkoholiker zurückgezogen haben. Sie besetzen die Küste, mauern ihre Anlage mit 2 Meter hohen Mauern ein und lassen nur enge Zugänge zum Strand. Die Ausländer und die Gäste werden von den „localpeople“ nicht gerne gesehen, weil sie nicht den örtlichen Sitten folgen: eine Frau geht bedeckt, so dass man keine Körperform sehen kann, die europäischen Frauen im Bikini sind daher ein Affront, eine Beleidigung. Aber man will ihr Geld! Das kann man verstehen, nicht aber die Korruption der Polizei, noch weniger die Hinderung der Obrigkeit, die Ausbildung der Bevölkerung zu fördern und am wenigsten die Passivität der Bewohner, die sich das alles gefallen lassen.

Der Strand ist Arbeit-, Spiel-, Sport- und Müllplatz. Für die beachboys (meist junge Afrikaner mit Rastalocken) auch Marktplatz für Souvenirs und Gelegenheit zur Eroberung einer weißen Frau. Dabei fallen die Masai mit ihren roten Gewändern besonders auf. Sie stammen zwar aus Kenia, arbeiten aber meist als Nachtwächter auf den Hotelgeländen, die bewacht werden müssen, denn der Unterschied von reich und arm verführt zum Stehlen und Einbrechen.

Das Erfreulichste waren die Studenten – zwischen 20 und 40 Jahre alt -, die lernen wollten, aber große Schwierigkeiten hatten, weil sie in der Schule nicht gelernt hatten zu lernen. Sie mussten einen Sprung von 100 Jahren bewältigen: in der neuen Sprache mussten sie das heutige digitale Zeitalter erfassen. Viele machten es richtig gut.

Zanzibar – eine Insel mit Fehlern – war eine wertvolle Erfahrung für mich.
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Sansibar ist ein halbautonomer Teilstaat des Unionsstaates Tansania in Ostafrika

Geographische Lage: 6° Südliche Breite (Jakarta-Indonesien), 39° östliche Länge (Moskau - 37° östl. Länge, NF - 8° östl. Länge)

Fläche: 2654 qkm; im Vergleich dazu: Nordfriesland: 2049 qkm;
Bevölkerung: 1.155. 000 Einw. NF: 165.000
Hätte NF die gleiche Bevölkerungsdichte müssten hier etwa 890.000 Einwohner leben!

Unter starkem politischen Druck von außen schloss sich Sansibar am 26. April 1964 mit dem unabhängigen Tanganjika zusammen zu dem neuen Staat Tansania. Sansibar verfügt als Teilstaat innerhalb Tansanias über eine eigene Regierung, ein Parlament und einen Präsidenten (seit November 2010 Ali Mohamed Shein). Sein höchstes Gericht untersteht nicht dem höchsten Gericht der Union Tansania. (Aus Wikipedia)