Höchst bezaubernder temperamentvoller Abend im Museum
01. August 2014

Als wäre sie eine Spanierin, so bezauberte die 15jährige Gymnasiastin Julia Lange aus Babenhausen (Südhessen) südländisch temperamentvoll nicht nur mit ihrem höchst virtuosen Gitarrenspiel das Publikum. Als „Spanische Nacht“ war die Veranstaltung im Museum Landschaft Eiderstedt angekündigt - und ausverkauft. Außer der Gitarristin begrüßte Sigrid Haeder, verantwortlich für die Reihe „Literatur und Musik unter Reet“, auch Stephan Werner. ER unterrichtet Julia Lange seit drei Jahren am Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt und hat sie seitdem in ihrem Spiel entscheidend gefördert und weiter gebracht.

Julia Lange ist ein Ausnahmetalent. Sie ist bereits mit ersten Preisen beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ ausgezeichnet worden. Im April dieses Jahres nahm sie am 9. Roland-Zimmer-Jugendwettbewerb in Sachsen teil. Dieser in Hohenstein-Ernstthal stattfindende Wettbewerb dient der Förderung des Amateurmusizierens und versteht sich als Wegbereiter für nationale und internationale Leistungsvergleiche in den Fächern Gitarre, Mandoline und Zither. Mit ihrem Programm, bestehend aus dem modernen Stück „Constellations“ des Belgiers Armand Coeck, danach einer Toccata als Pflichtstück und dem Meisterwerk „La Catedral“ des Komponisten Augustin Barrios Mangore aus Paraguay, konnte sie die Jury überzeugen und wurde mit dem 1. Preis und einer Goldmedaille belohnt.

Mit acht Jahren hat sie das Musizieren auf der Gitarre angefangen. Gitarre-Spielen hat bei ihr den höchsten Stellenwert. Dennoch kommt die Schule nicht zu kurz. Flamenco zu tanzen hat für sie außerdem einen großen Reiz. Es ist eines ihrer Hobbys.- Ehrgeizig ist Julia Lange. Ihr Ziel ist es nicht nur, gut spielen zu können. Sie liebt es, sich auf Wettbewerbe vorzubereiten und so viele Stunden intensiv zu üben, bis jeder Anschlag perfekt sitzt und jede Saite optimal gezupft wird. Wenn sie ihre geliebten Stücke spanischer Komponisten wie Joaquin Rodrigo oder Paco de Lucia spielt, dann fühlt man sich nach Spanien versetzt. Leidenschaft, Temperament, Gefühle werden in ihrem Spiel offenbar. Angetan hat es ihr auch die Western-Gitarre. Auf diesem Instrument mit harten Stahlsaiten verbindet sie fetzigen Gitarrensound mit rhythmischem Klopfen.


Alles dieses konnte das begeisterungsfähige Publikum erleben. Schon mit dem ersten Stück „Asturias“ von Isaac Albeniz hatte Julia Lange die Herzen erobert. Stephan Werner führte gekonnt und humorvoll durch das Programm. Er erweiterte so nicht nur den Horizont, sondern er brachte sich selbst spielend mit ein, erst bei der Begleitung des von Julia Lange bezaubernd getanzten Flamenco, dann im Zusammenspiel mit ihr. Das war nicht nur auf Augenhöhe, das war Gitarrenduo der feinen Art. Die Western-Gitarre war dann auch noch zu hören. Und Zugaben gab es für das enthusiastische Publikum, das auch Julia Lange sichtlich begeisterte.

Dass die „Spanische Nacht“ sich nun so südländisch gab, lag vielleicht einerseits an dem herrlichen Sommerabend, andererseits vielleicht auch an den während der Pause gereichten Tapas und dem Glas Wein, genossen im Museumsgarten oder vor dem Hause, aber ganz besonders an Julia Lange und Stephan Werner. Sie hatten spanisches Temperament mitgebracht.- Und hat nicht die Eiderstedter Tracht auch irgendwie spanische Wurzeln?